Barbara Uthmann und ihre Zeit
von Reinhart Unger
Anhang 3
Das "Bild der Barbara Uthmann" und ihre angebliche "Handschrift"
Von Hermann Lange
(Nachdruck aus "Kultur und Heimat" 2/57)
Vor und nach dem ersten Weltkriege vertrieb man hier eine Ansichtskarte mit dem Bilde einer alten Klöpplerin, aber mit der Unterschrift „Barbara Uttmann“. Das Bild war die Reproduktion einer Stiftzeichnung, wie die einzelnen Striche erkennen ließen. Was hat man aber aus ihm in den verschiedenen Veröffentlichungen gemacht!

So wird in einem Artikel des _Daheim“ (Jahrgang 1928 Nr. 43 5. 18) die Stiftzeichnung zu einem Elfenbeingemälde im „Grünen Gewölbe“ zu Dresden. S. 104 des Prachtwerkes über die St. Annenkirche identifiziert (1908) Sup. Oswald Schmidt zwar die Gestalt auch nur als Klöpplerin schlechthin. Er setzt die Figur aber in der Bildunterschrift ebenfalls nach Dresden, während im Text richtig die Elfenbeinschnitzerei zitiert wird. Schmidt photographierte die Zeichnung, und der Hofphotograph Meiche stellte einen vergrößerten Abzug her, der vor dem 1. Weltkrieg lange Zeit im Schaufenster einer hiesigen Buchhandlung auslag.

Ueber die Entstehung des Bildes gibt uns der Jahrgang 1868 des Annaberger Wochenblattes Auskunft. Dort erscheint am 18. September eine Veröffentlichung von Dr. Spieß, damals Pfarrer in Pirna. Sie erzählt von der Auffindung der Elfenbeinfigur und schließt mit den Worten: „So wäre also ein Portrait (!!) der Barbara geschaffen.“

Zunächst haben spätere Untersuchungen festgestellt, daß es sich bei der Schnitzerei um eine Arbeit aus der Zeit Augusts des Starken handelt.

Nr. 261 desselben Jahrganges finden wir am 10. November eine weitere Nachricht. Dort lesen wir: „In neuerer Zeit ist es nun den fortgesetzten Bemühungen des Herrn Kfm. Ritter p.p. Carl Chr. Hohl unter Mithülfe bewährter Altertumsfreunde gelungen, in dem Grünen Gewölbe zu Dresden eine Elfenbein-Schnitzerei vorzufinden, welche Barbara Uttmann am Klöppelkissen sitzend darstellt. Herr Hohl hat nach diesem Modell eine künstlerisch höchst gelungene Zeichnung durch den anerkannten tüchtigen Historienmaler Sachse in Dresden anfertigen lassen ... Wie wir hören, werden in nächster Zeit photographische Abbildungen von dem Portrait - dem einzigen jetzt vorhandenen - zu haben sein.

Eine solche Photographie sah der Unterzeichnete in Dresden bei einer Familie Uthemann, die B. U. als ihre Vorfahre ansah, obgleich ihr ein Nachweis der Abstammung unmöglich war.

Zuletzt war das Originalbild im Besitz der Wwe. Lägel (wohnhaft im Lipferthaus am Markt). Nach ihrem Tode ist es der Stadtverwaltung angeboten worden, die es - angeblich für 65 RM - erwarb. Das war um 1934. Der Buchdrucker und Zeichner Wittig-Friesen (Kleine Kirchgasse) lithographierte das Bild und versah es außerdem mit der irrigen Unterschrift (angeblich Barbaras Handschrift !). So wurde die Reproduktion den Schulen des Bezirkes angeboten. Wir besitzen aber keine Unterschrift von Barbaras Hand. Die in den Stadtakten auftretenden „Unterschriften“ sind keine solchen, sondern stammen alle von dem kopierenden Schreiber.

Fast alle älteren Tatsachen hat Emil Finck bereits 1886 untersucht und veröffentlicht; aber seine Nachrichten sind vergessen worden.

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Vorwort
(Peter Rochhaus)
Barbara Uthmann und ihre Zeit
(Reinhart Unger)
Quellenangabe
Anhang 1
Beschwerde Annaberger Bürgerinnen (Transkription: Reinhart Unger)
Anhang 2
Die Uthmann-Legende und die Zeit ihrer Entstehung (Hermann Lange)
Anhang 3
Das "Bild der Barbara Uthmann" und ihre angebliche Handschrift (Hermann Lange)
Anmerkung
(Annegret Münch)

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